Pferdevirus

1990 durfte meine Klasse von der Schule aus einen Tag auf dem Bauernhof verbringen, wo sich alles ums Thema Pferd drehte. Wir konnten die Pferde anfassen und putzen. Uns wurde viel über die Arbeit mit den Pferden erklärt, da auf diesem Bauernhof die Pferde noch zum Heu wenden und Kutschenfahren verwendet wurden. Ab diesem Tag war ich Stammgast und durfte bald von einer Schulfreundin geführt um den Hof reiten. Dies reichte mir nach kurzer Zeit nicht mehr aus und ich bettelte zu Hause um Reitstunden in der nahe gelegenen Reitschule.

 

In der Reitschule erlernte ich zuerst an der Longe und dann in der Abteilung das Reiten. Schon bald fand ich das einander hinterherreiten und einzeln um die anderen herumgaloppieren in der Reithalle eintönig und langweilig.
Also nervte ich den Bauern so lange, bis er mich auf gemeinsame Ausritte mitnahm. Immer öfter durfte ich seine Lieblingsstute alleine im Gelände ausreiten. Auch lehrte er mich das Fahren und Springen.

Dies war der Beginn meiner Reise mit den Pferden.

Nachdem der Bauer einen sehr schweren Unfall hatte, musste ich mir leider ein anderes Pflegepferd suchen. Durch eine gute Freundin bin ich auf einen Privathof mit sehr grosszügigen Besitzern gekommen, die mich meist machen liessen was ich wollte. Da mein neues Pflegepferd Kimby nicht gerade sehr kooperativ mit einem jungen Mädchen wie mir war, erhielt ich viele gratis Flugstunden während den Reit- und Springstunden, die ich absolvierte. Irgendwann gab sogar mein Dickkopf auf und ich entschied mich für Ausritte durch die Natur. Dabei bin ich zwar nur zwei Mal heruntergefallen, jedoch musste ich erfahren, wie sich Steigen, Bocken und Durchgehen anfühlt. Zu dieser Zeit war ich mit Sporen, Gerte, einem recht scharfen Gebiss und viel zu viel Druck unterwegs.

 

Im Februar 2006 fragte mich eine Bekannte ob ich sie an eine Pferdemesse begleiten möchte. Ich sagte zu, vielleicht würde ich dort ja ein besseres Gebiss finden um meinen grossen Kumpel zu stoppen. Auf der Messe schauten wir uns eine Vorführung von Parelli Natural Horsemanship an. Total begeistert sah ich Reiter auf Pferden ganz ohne Zaumzeug, die ihre Pferde lenken und stoppen konnten. Ich dachte mir, wenn es ohne etwas am Pferdekopf möglich ist, kann ich es vielleicht irgendwann auch mit einer normalen Wassertrense und eilte zum Messestand um mehr zu erfahren.

 

Nach der Messe besuchte ich mehrere Natural Horsemanship Kurse bei verschiedenen Trainern mit unterschiedlichen Leihpferden. Ich lernte viel über eine pferdefreundliche Einstellung, konkretes Wissen, angemessenes Verwenden der Hilfsmittel, verschiedene Techniken, viel Geduld und Fantasie. Auch habe ich mich regelmässig mit guten Sachbüchern weitergebildet und Personen in meinem Umfeld mit langjähriger Pferdeerfahrung ausgefragt. In dieser Zeit habe ich viel über das natürliche Verhalten der Pferde in der Wildnis gelernt und wo die Schwierigkeiten im Zusammenleben mit dem Menschen beginnen können.

 

Als hochmotivierte Schülerin wurde ich 2011 gefragt ob ich Interesse hätte selber Trainerin zu werden und mein Wissen an andere weiter zu geben. Darüber musste ich nicht lange nachdenken, denn Menschen und ihren Pferden zu helfen macht mich glücklich und ich erfreue mich immer an den Fortschritten, die sie gemeinsam machen.

 

Um mich persönlich stets weiterzuentwickeln, besuche ich regelmässig Reitstunden, Kurse und Seminare zu den unterschiedlichsten Themen rund ums Pferd.